Zuletzt aktualisiert am September 3, 2024 by uwe
Die internationalen Handelsklauseln, bekannt als Incoterms (International Commercial Terms), regeln die Pflichten, Kosten und Risiken, die mit dem internationalen Warenhandel verbunden sind. Eine dieser Klauseln ist der Incoterm DAP (Delivery at Place), was übersetzt „Geliefert benannter Ort“ bedeutet. Diese Lieferbedingung definiert klare Verantwortlichkeiten zwischen Käufer und Verkäufer. In diesem Blogpost werden wir eine umfassende Analyse von DAP vornehmen, einschließlich Rechte und Pflichten für beide Parteien, Kostenstrukturen, Gefahrenübergänge und einem praxisnahen Beispiel.
Grundlegende Erklärung des Incoterm DAP
Die Lieferbedingung DAP (Delivery at Place) besagt, dass der Verkäufer die Ware an einen vereinbarten Bestimmungsort liefert. Dies kann beispielsweise ein Lagerhaus, eine Fabrik oder ein anderes vereinbartes Ziel sein. Der Verkäufer trägt alle Kosten und Risiken bis zum vereinbarten Ort der Lieferung. Sobald die Ware an diesem Ort bereitgestellt wurde, übernimmt der Käufer die Verantwortung für weitere Schritte, einschließlich Entladung und Einfuhrabfertigung.
Rechte und Pflichten für den Importeur (Käufer)
Unter DAP hat der Käufer folgende Rechte und Pflichten:
- Pflichten:
- Organisation und Kostenübernahme der Entladung der Ware am Bestimmungsort.
- Durchführung aller notwendigen Einfuhrformalitäten und Übernahme der damit verbundenen Kosten (z.B. Zollgebühren, Steuern).
- Kontrolle und Übernahme der Ware am vereinbarten Lieferort.
- Zahlung des vereinbarten Kaufpreises gemäß den im Vertrag festgelegten Bedingungen.
- Rechte:
- Anspruch auf Lieferung der Ware bis zum vereinbarten Bestimmungsort auf Kosten und Risiko des Verkäufers.
- Möglichkeit zur Inspektion der Ware bei Ankunft am Bestimmungsort.
Rechte und Pflichten für den Exporteur (Verkäufer)
Unter DAP hat der Verkäufer folgende Rechte und Pflichten:
- Pflichten:
- Organisation und Bezahlung des gesamten Transports bis zum Bestimmungsort.
- Übernahme aller Risiken und Kosten bis zur Ankunft der Ware am vereinbarten Ort.
- Bereitstellung der erforderlichen Dokumente für den Transport und die Auslieferung.
- Einhaltung aller Exportvorschriften im Ursprungsland.
- Rechte:
- Anspruch auf Zahlung des Kaufpreises gemäß den Vertragsbedingungen.
Kostenstrukturen im Zusammenhang dem Incoterm DAP
Die Kostenstrukturen unter DAP sind klar zwischen Käufer und Verkäufer aufgeteilt:
- Verkäufer trägt:
- Kosten für die Verpackung und Markierung der Ware.
- Transportkosten bis zum Bestimmungsort.
- Exportabfertigungskosten und Zölle im Ursprungsland.
- Versicherungskosten, falls im Vertrag festgelegt.
- Käufer trägt:
- Kosten für die Entladung der Ware am Bestimmungsort.
- Einfuhrzölle, Steuern und Abfertigungskosten im Zielland.
- Kosten für die weitere Beförderung der Ware nach der Ankunft am Bestimmungsort, falls erforderlich.
Gefahrenübergänge im Kontext von DAP
Der Gefahrenübergang unter DAP findet statt, sobald die Ware am vereinbarten Bestimmungsort bereitgestellt wurde. Dies bedeutet, dass der Verkäufer bis zu diesem Punkt alle Risiken trägt, die mit dem Transport verbunden sind. Nach der Bereitstellung der Ware übernimmt der Käufer die Verantwortung für alle weiteren Risiken, einschließlich der Entladung und der Einfuhrabfertigung.
Praxisbeispiel: Importeur aus Deutschland kauft Waren in China unter dem Incoterm DAP
Stellen wir uns vor, ein deutscher Importeur kauft Waren bei einem chinesischen Exporteur. Der vereinbarte Incoterm ist DAP, und der Bestimmungsort ist ein Lagerhaus in Hamburg, Deutschland.
- 1. Vertragsabschluss und Produktionsvorbereitung: Der deutsche Importeur und der chinesische Exporteur schließen einen Kaufvertrag ab, der die Lieferbedingung DAP enthält. Der Vertrag legt fest, dass der Exporteur die Ware bis zum Lagerhaus in Hamburg liefern wird. Der Exporteur beginnt mit der Produktion der bestellten Ware und bereitet diese für den Versand vor.
- 2. Bereitstellung am vereinbarten Ort: Nach Abschluss der Produktion organisiert der Exporteur den Transport der Ware von China nach Deutschland. Dies umfasst den Transport zum Hafen, die Verladung auf ein Schiff, den Seetransport und den Transport innerhalb Deutschlands bis zum Lagerhaus in Hamburg. Der Exporteur trägt alle damit verbundenen Kosten und Risiken.
- 3. Importeur übernimmt die Verantwortung: Kurz vor eintreffen der Ware in Hamburg wird der Importeur informiert um die Anlieferung im Lagerhaus zu koordinieren. Der Exporteur hat seine Verpflichtung erfüllt, indem er die Ware am vereinbarten Bestimmungsort bereitgestellt hat. Ab diesem Moment übernimmt der Importeur die Verantwortung für die Ware.
- 4. Transport und Einfuhrprozess: Der Importeur organisiert die Entladung der Ware und führt die notwendigen Einfuhrformalitäten durch. Dies umfasst die Zollabfertigung und die Zahlung von Einfuhrzöllen und Steuern. Der Importeur trägt alle damit verbundenen Kosten.
- 5. Ankunft in Deutschland und Weiterverarbeitung: Nach erfolgreicher Einfuhrabfertigung wird die Ware ins Lagerhaus in Hamburg transportiert und dort eingelagert. Der Importeur überprüft die Ware und stellt sicher, dass diese den vereinbarten Spezifikationen entspricht.
- 6. Übergang der Gefahren und Abschluss der Lieferung: Mit der Bereitstellung der Ware im Lagerhaus in Hamburg sind alle Pflichten des Exporteurs erfüllt. Der Importeur übernimmt ab diesem Punkt alle weiteren Risiken und Kosten. Die Ware steht nun zur Weiterverarbeitung oder zum Weiterverkauf zur Verfügung.
Fazit
Die Lieferbedingung DAP bietet eine klare Struktur für die Verantwortlichkeiten und Kostenverteilung zwischen Käufer und Verkäufer im internationalen Handel. Während der Verkäufer die Verantwortung für den Transport und die Risiken bis zum Bestimmungsort trägt, übernimmt der Käufer ab diesem Punkt die Kontrolle. Der Incoterm DAP stellt sicher, dass der internationale Warenverkehr reibungslos und transparent abläuft, indem es klare Regeln für beide Parteien festlegt.
