Zuletzt aktualisiert am September 1, 2024 by uwe
Die Incoterms (International Commercial Terms) regeln Pflichten, Kosten und Risiken, die mit dem internationalen Warenhandel verbunden sind. Eine dieser Klauseln ist der Incoterm DDP, was für „Delivered, Duty, Paid“ steht. Diese Lieferbedingung definiert klare Verantwortlichkeiten zwischen Käufer und Verkäufer. In diesem Blogpost werden wir eine umfassende Analyse des Incoterm DDP vornehmen, einschließlich Kostenstrukturen, Gefahrenübergänge und einem praxisnahen Beispiel.
Grundlegende Erklärung des Incoterm DDP
Bei der Lieferbedingung DDP trägt der Verkäufer die größte Verantwortung, da er alle Kosten und Risiken bis zur Ankunft der Ware am Bestimmungsort übernimmt. Dies umfasst auch die Zahlung von Zöllen, Steuern und sonstigen Abgaben.
Rechte und Pflichten für den Importeur (Käufer)
Unter DDP hat der Importeur folgende Rechte und Pflichten:
- Rechte:
- Empfang der Ware am vereinbarten Ort, ohne zusätzliche Kosten für Transport, Zoll oder Steuern.
- Anspruch auf Ware, die frei von Schäden oder Verlusten während des Transports ist.
- Pflichten:
- Annahme der Ware am vereinbarten Lieferort.
- Bereitstellung notwendiger Informationen oder Dokumente, die vom Verkäufer für die Zollabfertigung benötigt werden können.
Rechte und Pflichten für den Exporteur (Verkäufer)
Unter DDP hat der Exporteur folgende Rechte und Pflichten:
- Rechte:
- Anspruch auf Bezahlung nach den vereinbarten Zahlungsbedingungen, nachdem die Ware geliefert und alle Formalitäten erledigt sind.
- Pflichten:
- Organisation und Bezahlung des gesamten Transports bis zum Bestimmungsort.
- Übernahme aller Risiken bis zur Lieferung der Ware.
- Zahlung aller anfallenden Zölle, Steuern und sonstigen Abgaben.
- Sicherstellung, dass die Ware den vereinbarten Spezifikationen entspricht und ordnungsgemäß verpackt ist.
Kostenstrukturen im Zusammenhang mit dem Incoterm DDP
Die Kostenstrukturen bei DDP umfassen:
- Transportkosten: Alle Kosten für den Transport der Ware vom Werk des Verkäufers bis zum Bestimmungsort.
- Zollgebühren: Kosten für die Einfuhrzölle, die im Importland anfallen.
- Steuern: Mehrwertsteuer und andere Steuern, die im Importland erhoben werden.
- Versicherung: Kosten für die Versicherung der Ware während des Transports.
- Weitere Gebühren: Lagergebühren, Hafen- und Terminalgebühren sowie sonstige Kosten, die während des Transports und der Abwicklung entstehen können.
Gefahrenübergänge im Kontext des Incoterm DDP
Beim DDP verbleibt das Risiko für Verlust oder Beschädigung der Ware bis zur Ankunft am Bestimmungsort beim Verkäufer. Erst mit der Übergabe der Ware an den Käufer am vereinbarten Ort geht das Risiko auf den Käufer über. Dies unterscheidet sich von anderen Incoterms, bei denen das Risiko zu einem früheren Zeitpunkt, z.B. bei Verladung oder Übergabe an den ersten Frachtführer, auf den Käufer übergeht.
Ein Praxisbeispiel zur Verdeutlichung des Incoterm DDP
Um den Ablauf und die Verantwortlichkeiten bei DDP zu veranschaulichen, betrachten wir ein Beispiel, bei dem ein Importeur aus Deutschland Waren aus China kauft.
1. Vertragsabschluss und Produktionsvorbereitung
Der deutsche Importeur und der chinesische Exporteur schließen einen Kaufvertrag ab, der die Lieferbedingung DDP Hamburg enthält. Der Exporteur beginnt mit der Produktion der bestellten Ware und bereitet sie für den Transport vor.
2. Bereitstellung am vereinbarten Ort
Nach Fertigstellung der Produktion organisiert der Exporteur den Transport der Ware. Dies umfasst die Abholung der Ware in der Produktionsstätte, den Transport zum Hafen, die Verladung auf das Schiff, den Seetransport und die anschließende Entladung im Hafen von Hamburg.
3. Transport und Einfuhrprozess
Der Exporteur übernimmt die Verantwortung für den gesamten Einfuhrprozess. Dies beinhaltet die Zollabfertigung, Zahlung von Zöllen und Steuern sowie die Einhaltung aller importrelevanten Vorschriften und Dokumentationen.
4. Ankunft in Deutschland und Weiterverarbeitung
Nach der erfolgreichen Zollabfertigung und Ankunft der Ware in Hamburg wird die Ware an den vereinbarten Bestimmungsort in Deutschland transportiert. Der Importeur kann nun die Ware entgegennehmen und mit der Weiterverarbeitung beginnen oder die Ware in sein Lager einlagern.
5. Übergang der Gefahren und Abschluss der Lieferung
Mit der Ankunft der Ware am vereinbarten Bestimmungsort und der Übergabe an den Importeur geht das Risiko für Verlust oder Beschädigung der Ware endgültig auf den Importeur über. Der Exporteur hat nun alle seine Pflichten erfüllt und der Importeur kann die Ware frei nutzen oder weiterverkaufen.
Fazit
Der Incoterm DDP bietet dem Käufer den Vorteil, dass der Verkäufer die gesamten Transport- und Importformalitäten übernimmt. Dies macht DDP zu einer attraktiven Option für Käufer, die sich nicht mit den Komplexitäten des internationalen Transports und der Zollabfertigung auseinandersetzen möchten. Jedoch ist zu beachten, dass diese Bequemlichkeit ihren Preis hat und die Kosten für den Verkäufer erheblich sein können, was sich in höheren Warenpreisen widerspiegeln kann. Durch ein klares Verständnis der Incoterms, die sorgfältige Planung der Lieferkette und die Wahl des passenden Incoterms kannst du als Käufer deine Marge optimieren.
