In der globalisierten Welt des internationalen Handels spielen Incoterms eine entscheidende Rolle. Sie regeln die Rechte und Pflichten von Käufern und Verkäufern und sorgen so für Klarheit und Sicherheit bei grenzüberschreitenden Geschäften. Doch was genau sind Incoterms, und welche unterschiedlichen Klauseln gibt es? In diesem Blogpost werden wir die Grundlagen der Incoterms erläutern und einen Überblick über die verschiedenen Klauseln geben, die in der Praxis verwendet werden.

Was sind Incoterms?

Incoterms (International Commercial Terms) sind standardisierte Handelsbedingungen, die von der Internationalen Handelskammer (International Chamber of Commerce, ICC) entwickelt wurden. Sie definieren die Verantwortlichkeiten von Käufern und Verkäufern in Bezug auf den Transport von Waren, die Kostenverteilung sowie das Risiko des Verlusts oder der Beschädigung der Ware während des Transports.

Die erste Version der Incoterms wurde 1936 veröffentlicht, um Missverständnisse und Streitigkeiten im internationalen Handel zu minimieren. Seitdem wurden sie mehrmals überarbeitet, um den sich ändernden Handelspraktiken gerecht zu werden. Die neueste Version, Incoterms 2020, trat am 1. Januar 2020 in Kraft.

Warum sind Incoterms wichtig?

Für wen ist dieser Artikel relevant?

Dieser Artikel richtet sich an alle, die im internationalen Handel tätig sind oder sich dafür interessieren:

In den folgenden Abschnitten werden wir die einzelnen Incoterms detailliert vergleichen und Ihnen anhand von praktischen Beispielen zeigen, wie Sie die richtige Wahl treffen.

Infografik zur Verteilung der Transportarten Weltweit nach Incoterms mit 80% Seefracht, 18% Landtransport und 2% Luftfracht.
Diese Infografik zeigt die Verteilung der Transportarten Weltweit gemäß den Incoterms: 80% Seefracht, 18% Landtransport und 2% Luftfracht.

Die Incoterms-Gruppen im Überblick

Incoterms bestehen aus drei Buchstaben und einer Ortsangabe. Die drei Buchstaben stehen für die spezifische Klausel, während der Ort die geographische Lage angibt, bis zu der die Verantwortung des Verkäufers reicht. Zum Beispiel steht „FOB Hamburg“ für „Free On Board Hamburg“, was bedeutet, dass der Verkäufer die Ware bis zum Verladehafen Hamburg liefert und die Kosten und Risiken bis dorthin trägt.

Die Incoterms sind in vier Kategorien unterteilt, die jeweils unterschiedliche Verantwortlichkeiten und Risiken für Käufer und Verkäufer definieren:

  1. E-Klausel: Die minimale Verpflichtung für den Verkäufer.
  2. F-Klauseln: Übergang der Verantwortung vom Verkäufer auf den Käufer am vereinbarten Ort.
  3. C-Klauseln: Der Verkäufer organisiert den Transport bis zu einem bestimmten Punkt und trägt die Transportkosten.
  4. D-Klauseln: Der Verkäufer übernimmt die Lieferung bis zu einem bestimmten Zielort.

E-Klausel: Abholklausel

Die minimale Verpflichtung für den Verkäufer.

EXW (Ex Works / Ab Werk)

Bei dieser Klausel erfüllt der Verkäufer seine Verpflichtung, wenn er die Ware auf seinem Gelände (z.B. Werk, Fabrik, Lager) zur Verfügung stellt. Der Käufer trägt alle Kosten und Risiken ab diesem Punkt, einschließlich der Verladung der Ware und des Transports zum Bestimmungsort.

F-Klauseln: Absendeklauseln ohne Kostenübernahme des Verkäufers

Die F-Klauseln sind eine Kategorie der Incoterms, bei denen der Verkäufer die Ware an einen vom Käufer benannten Frachtführer oder an einen anderen benannten Ort übergibt, jedoch die Haupttransportkosten nicht übernimmt. Die F-Klauseln umfassen FCA (Free Carrier), FAS (Free Alongside Ship), und FOB (Free On Board). Hier sind die Unterschiede im Detail, einschließlich spezifischer Beispiele für Handelsgeschäfte zwischen China und Deutschland:

1. FCA (Free Carrier / Frei Frachtführer)

Bedeutung:

Bei FCA liefert der Verkäufer die Ware an einen vom Käufer benannten Frachtführer oder an einen anderen benannten Ort. Dies kann ein Terminal, ein Hafen, ein Lagerhaus oder ein anderes geeignetes Gelände sein.

Verantwortung und Risiko:

Der Verkäufer trägt alle Kosten und Risiken bis zur Übergabe der Ware an den Frachtführer. Ab diesem Zeitpunkt gehen die Kosten und Risiken auf den Käufer über.

Anwendungsbereich:

FCA ist flexibel und kann für jede Art von Transport verwendet werden, sei es Land-, Luft- oder Seetransport. Es ist besonders nützlich, wenn der Transport mehrere Transportmittel umfasst.

Beispiel:

Ein Käufer in Deutschland bestellt elektronische Bauteile bei einem Lieferanten in China. Der chinesische Verkäufer bringt die Ware zu einem Logistikzentrum in Shanghai, wo sie vom Frachtführer des Käufers übernommen wird. Ab diesem Moment liegt die Verantwortung beim Käufer, der die Ware nach Deutschland transportieren lässt.

Weiterführende Informationen:

Wenn Sie mehr über die Incoterm FCA erfahren möchten, lesen Sie unseren ausführlichen Artikel zu Incoterm FCA (Free Carrier).

2. FAS (Free Alongside Ship / Frei Längsseite Schiff)

Bedeutung:

Bei FAS liefert der Verkäufer die Ware an den benannten Verschiffungshafen und stellt sie dort längsseits des vom Käufer benannten Schiffs bereit.

Verantwortung und Risiko:

Der Verkäufer trägt die Kosten und Risiken bis zur Übergabe der Ware längsseits des Schiffs. Ab diesem Punkt übernimmt der Käufer alle weiteren Kosten und Risiken, einschließlich der Verladung auf das Schiff.

Anwendungsbereich:

FAS wird ausschließlich für Seetransporte verwendet. Es eignet sich besonders für Schüttgüter oder sperrige Güter, die direkt vom Hafen verladen werden.

Beispiel:

Ein Käufer in Deutschland bestellt Stahlrohre bei einem Lieferanten in China. Der chinesische Verkäufer bringt die Stahlrohre zum Hafen in Shanghai und stellt sie dort längsseits des Schiffs bereit, das vom Käufer organisiert wurde. Ab diesem Moment trägt der Käufer die Verantwortung für die Ware und sorgt für deren Verladung und Transport nach Deutschland.

Weiterführende Informationen:

Entdecken Sie weitere Details zur FAS-Lieferbedingung in unserem speziellen Artikel zu Incoterm FAS (Free Alongside Ship).

3. FOB (Free On Board / Frei an Bord)

Bedeutung:

Bei FOB liefert der Verkäufer die Ware an Bord des vom Käufer benannten Schiffs im Verschiffungshafen.

Verantwortung und Risiko:

Der Verkäufer trägt die Kosten und Risiken bis zur Verladung der Ware an Bord des Schiffs. Sobald die Ware an Bord ist, gehen die Risiken und Kosten auf den Käufer über.

Anwendungsbereich:

FOB wird ausschließlich für Seetransporte verwendet und ist eine der am häufigsten verwendeten Incoterms-Klauseln bei Schiffstransporten.

Beispiel:

Ein Käufer in Deutschland bestellt Möbel bei einem Hersteller in China. Der chinesische Verkäufer sorgt dafür, dass die Möbel an Bord eines Schiffes im Hafen von Shenzhen verladen werden. Ab dem Moment der Verladung übernimmt der Käufer die Verantwortung für die Ware und organisiert deren Transport nach Deutschland.

Weiterführende Informationen:

Detaillierte Informationen zu FOB finden Sie in unserem umfassenden Artikel zu Incoterm FOB (Free On Board).

Zusammenfassung der Unterschiede

40-Fuß-Container auf einem Hafenplatz gestapelt, repräsentativ für internationale Fracht und Incoterms
Ein 40-Fuß-Container, der internationale Fracht und Incoterms symbolisiert, im Hafen mit anderen Containern im Hintergrund

C-Klauseln: Absendeklauseln mit Kostenübernahme des Verkäufers

Die C-Klauseln der Incoterms betreffen die Absendeklauseln, bei denen der Verkäufer die Kosten des Haupttransports bis zum Bestimmungsort trägt, das Risiko jedoch ab einem bestimmten Punkt auf den Käufer übergeht. Diese Klauseln umfassen CPT (Carriage Paid To), CIP (Carriage and Insurance Paid To), CFR (Cost and Freight), und CIF (Cost, Insurance and Freight). Hier sind die Unterschiede im Detail, einschließlich spezifischer Beispiele für Handelsgeschäfte zwischen China und Deutschland:

1. CPT (Carriage Paid To / Frachtfrei bis)

Bedeutung:

Bei CPT übernimmt der Verkäufer die Kosten des Transports bis zu einem benannten Bestimmungsort. Das Risiko geht jedoch auf den Käufer über, sobald die Ware dem ersten Frachtführer übergeben wurde.

Verantwortung und Risiko:

Der Verkäufer trägt die Transportkosten bis zum Bestimmungsort, während der Käufer das Risiko ab dem Zeitpunkt der Übergabe an den ersten Frachtführer trägt.

Anwendungsbereich:

CPT kann für alle Transportarten verwendet werden, sei es Land-, Luft- oder Seetransport.

Beispiel:

Ein deutscher Importeur bestellt Textilien bei einem Lieferanten in China. Der chinesische Verkäufer organisiert und bezahlt den Transport bis zum Flughafen in Frankfurt. Sobald die Textilien dem Frachtführer in Shanghai übergeben wurden, trägt der Käufer das Risiko, auch wenn der Verkäufer die Frachtkosten bis Frankfurt bezahlt.

Weiterführende Informationen:

Für eine vertiefende Analyse und weitere Details lesen Sie bitte unseren Artikel zu Incoterm CPT (Carriage Paid To).

2. CIP (Carriage and Insurance Paid To / Frachtfrei versichert bis)

Bedeutung:

Ähnlich wie bei CPT übernimmt der Verkäufer die Transportkosten bis zum Bestimmungsort und zusätzlich eine Mindestversicherung für die Ware.

Verantwortung und Risiko:

Der Verkäufer trägt die Kosten für den Transport und eine Versicherung bis zum benannten Bestimmungsort. Das Risiko geht auf den Käufer über, sobald die Ware dem ersten Frachtführer übergeben wurde.

Anwendungsbereich:

CIP ist für alle Transportarten geeignet und wird oft bei wertvolleren Gütern verwendet, da eine Versicherung im Lieferumfang enthalten ist.

Beispiel:

Ein deutscher Importeur bestellt elektronische Geräte bei einem Lieferanten in China. Der Verkäufer organisiert den Transport bis zum Hafen in Hamburg und sorgt für eine Versicherung gegen Transportrisiken. Sobald die Geräte dem Frachtführer in Shanghai übergeben wurden, trägt der Käufer das Risiko, obwohl der Verkäufer die Versicherung bis Hamburg abgeschlossen hat.

Weiterführende Informationen:

Erfahren Sie mehr über diese Lieferbedingung in unserem Artikel zu Incoterm CIP (Carriage and Insurance Paid To).

3. CFR (Cost and Freight / Kosten und Fracht)

Bedeutung:

Bei CFR trägt der Verkäufer die Kosten des Transports bis zum Bestimmungshafen. Das Risiko geht jedoch bereits im Verschiffungshafen auf den Käufer über.

Verantwortung und Risiko:

Der Verkäufer übernimmt die Kosten für den Seetransport bis zum Bestimmungshafen, jedoch trägt der Käufer das Risiko ab dem Moment, in dem die Ware an Bord des Schiffs geladen wird.

Anwendungsbereich:

CFR wird ausschließlich für Seetransporte verwendet.

Beispiel:

Ein deutscher Importeur bestellt Maschinen bei einem Lieferanten in China. Der Verkäufer organisiert und bezahlt den Seetransport bis zum Hafen in Hamburg. Sobald die Maschinen im Hafen von Shanghai an Bord des Schiffs verladen wurden, trägt der Käufer das Risiko, obwohl der Verkäufer die Transportkosten bis Hamburg übernimmt.

Weiterführende Informationen:

Für eine detaillierte Analyse dieser Klausel lesen Sie unseren Artikel zu Incoterm CFR (Cost and Freight).

4. CIF (Cost, Insurance and Freight / Kosten, Versicherung und Fracht)

Bedeutung:

Ähnlich wie bei CFR übernimmt der Verkäufer die Transportkosten und zusätzlich eine Mindestversicherung bis zum Bestimmungshafen.

Verantwortung und Risiko:

Der Verkäufer trägt die Kosten für den Seetransport und eine Versicherung, jedoch geht das Risiko bereits im Verschiffungshafen auf den Käufer über, sobald die Ware an Bord des Schiffs geladen wird.

Anwendungsbereich:

CIF wird ausschließlich für Seetransporte verwendet und ist besonders bei internationalen Handelsgeschäften mit wertvolleren Gütern üblich.

Beispiel:

Ein deutscher Importeur bestellt Elektronikkomponenten bei einem Lieferanten in China. Der Verkäufer organisiert den Seetransport bis zum Hafen in Hamburg und schließt eine Versicherung ab. Sobald die Komponenten in Shanghai an Bord des Schiffs verladen werden, trägt der Käufer das Risiko, auch wenn der Verkäufer die Frachtkosten und Versicherung bis Hamburg übernimmt.

Weiterführende Informationen:

Weitere Details und eine ausführliche Analyse finden Sie in unserem Artikel zu Incoterm CIF (Cost, Insurance and Freight).

Zusammenfassung der Unterschiede

Veranschaulichung der Incoterms: Ein Flugzeug als Repräsentant für die weltweite Lieferung von Gütern per Luftfracht.
Ein Flugzeug, das bereit ist abzuheben, symbolisiert die Geschwindigkeit und Effizienz der Luftfracht. Incoterms sorgen dafür, dass diese Prozesse reibungslos ablaufen.

D-Klauseln: Ankunftsklauseln

Die D-Klauseln gehören zu den Ankunftsklauseln der Incoterms und regeln die Lieferung der Ware durch den Verkäufer bis zu einem bestimmten Bestimmungsort im Importland. Bei diesen Klauseln trägt der Verkäufer das Risiko und die Kosten bis zu diesem Bestimmungsort. Die D-Klauseln umfassen DAP (Delivered at Place), DPU (Delivered at Place Unloaded), und DDP (Delivered Duty Paid). Im Folgenden werden die Unterschiede dieser Klauseln detailliert beschrieben, einschließlich spezifischer Beispiele für Handelsgeschäfte zwischen China und Deutschland.

1. DAP (Delivered at Place / Geliefert benannter Ort)

Bedeutung:

Bei DAP trägt der Verkäufer die Kosten und Risiken bis zur Ankunft der Ware am benannten Bestimmungsort. Der Käufer ist für das Entladen der Ware verantwortlich.

Verantwortung und Risiko:

Der Verkäufer organisiert und bezahlt den gesamten Transport bis zum benannten Bestimmungsort, trägt jedoch keine Verantwortung für das Entladen. Ab diesem Punkt übernimmt der Käufer das Risiko.

Anwendungsbereich:

DAP kann für jede Art von Transport verwendet werden und ist besonders nützlich, wenn der Käufer nur den Entladevorgang organisieren möchte.

Beispiel:

Ein deutscher Importeur bestellt Büromöbel bei einem Lieferanten in China. Der chinesische Verkäufer organisiert den Transport bis zum Lager des Importeurs in Frankfurt. Der Importeur ist jedoch für das Entladen der Möbel am Lager verantwortlich.

Weiterführende Informationen:

Für eine tiefergehende Betrachtung dieser Lieferbedingung lesen Sie unseren Artikel zu Incoterm DAP (Delivered at Place).

2. DPU (Delivered at Place Unloaded / Geliefert benannter Ort entladen)

Bedeutung:

DPU ist die einzige Klausel, bei der der Verkäufer nicht nur die Ware zum benannten Bestimmungsort liefert, sondern auch für das Entladen der Ware verantwortlich ist.

Verantwortung und Risiko:

Der Verkäufer trägt alle Kosten und Risiken bis zum benannten Bestimmungsort und ist auch für das Entladen der Ware verantwortlich. Das Risiko geht nach dem Entladen auf den Käufer über.

Anwendungsbereich:

DPU eignet sich für alle Transportarten und ist besonders nützlich, wenn der Käufer keine Möglichkeit hat, die Ware selbst zu entladen.

Beispiel:

Ein deutscher Importeur bestellt Maschinen bei einem Lieferanten in China. Der Verkäufer organisiert den Transport bis zum Werk des Importeurs in Stuttgart und entlädt die Maschinen dort. Erst nach dem Entladen geht das Risiko auf den Käufer über.

Weiterführende Informationen:

Entdecken Sie weitere Details in unserem umfassenden Artikel zu Incoterm DPU (Delivered at Place Unloaded).

3. DDP (Delivered Duty Paid / Geliefert verzollt)

Bedeutung:

Bei DDP übernimmt der Verkäufer alle Kosten und Risiken bis zum benannten Bestimmungsort, einschließlich Zollabfertigung und aller anfallenden Zölle und Steuern.

Verantwortung und Risiko:

Der Verkäufer trägt die gesamte Verantwortung und alle Kosten, einschließlich Transport, Zollabfertigung und Zahlung von Zöllen und Steuern, bis die Ware am benannten Bestimmungsort ankommt. Das Risiko geht erst nach der Lieferung am Bestimmungsort auf den Käufer über.

Anwendungsbereich:

DDP ist besonders vorteilhaft für den Käufer, da dieser sich um keine logistischen oder rechtlichen Formalitäten kümmern muss. Diese Klausel wird oft bei internationalen Handelsgeschäften verwendet, bei denen der Käufer keine Erfahrung mit Importvorgängen hat.

Beispiel:

Ein deutscher Importeur bestellt Konsumgüter bei einem Lieferanten in China. Der Verkäufer organisiert den Transport, führt die Zollabfertigung durch und bezahlt die anfallenden Zölle und Steuern. Die Ware wird direkt an das Lager des Importeurs in München geliefert, wobei das Risiko erst nach der Ankunft beim Importeur übergeht.

Weiterführende Informationen:

Für eine umfassende Analyse dieser Klausel lesen Sie bitte unseren Artikel zu Incoterm DDP (Delivered Duty Paid).

Zusammenfassung der Unterschiede

Unterschiede zwischen Incoterms 2010 und 2020

Mit der Einführung der Incoterms 2020 wurden einige Änderungen vorgenommen, die im Vergleich zu den Incoterms 2010 zu beachten sind:

  1. Einführung von DPU: Die Klausel DPU (Delivered at Place Unloaded) ersetzt die frühere DAT (Delivered At Terminal).
  2. Anpassungen bei FCA: Eine zusätzliche Option ermöglicht dem Käufer, den Verkäufer anzuweisen, den Frachtführer zu bitten, ein Bordkonnossement mit dem Vermerk „an Bord“ auszustellen.
  3. Versicherungsanforderungen bei CIF und CIP: Die Mindestversicherungspflicht bei CIP wurde auf ICC (A) erhöht, während sie bei CIF weiterhin bei ICC (C) bleibt.
  4. Anpassung der Begriffe und Erläuterungen: Die Erläuterungen zu den Pflichten der Parteien wurden klarer formuliert und an die modernen Geschäftsbedürfnisse angepasst.
Containerschiff, beladen mit Frachtcontainern, symbolisiert den internationalen per Seefracht.
Ein großes Containerschiff transportiert Fracht über den Ozean – ein Beispiel für den globalen Handel unter Anwendung der Incoterms für Seefracht

Die Bedeutung der Wahl des richtigen Incoterms

Die Wahl der richtigen Incoterms ist entscheidend für den Erfolg eines internationalen Geschäfts. Sie beeinflussen die Kosten, die Haftung und die administrative Belastung der Parteien. Eine falsche Wahl kann zu unvorhergesehenen Kosten, Verzögerungen und rechtlichen Problemen führen.

Hier sind einige Faktoren, die bei der Auswahl der Incoterms berücksichtigt werden sollten:

  1. Transportmodus: Einige Incoterms sind speziell für den See- und Binnenwasserstraßentransport konzipiert, während andere für jeden Transportmodus geeignet sind.
  2. Komfort und Kontrolle: Käufer und Verkäufer sollten abwägen, wer die Kontrolle über den Transportprozess haben möchte und wer die administrativen Aufgaben und Risiken übernehmen kann.
  3. Versicherung: Die Verpflichtungen hinsichtlich der Transportversicherung sollten klar geregelt sein, um sicherzustellen, dass die Ware ausreichend geschützt ist.
  4. Zollabfertigung: Die Verantwortlichkeiten für die Zollabfertigung sollten klar definiert sein, um Verzögerungen und zusätzliche Kosten zu vermeiden.

Incoterms Empfehlungen für Kleinere Unternehmen und Neulinge im Importgeschäft

Bevorzugung von E und F-Klauseln für mehr Kontrolle und Kostentransparenz

E-Klausel (EXW – Ex Works): Bei dieser Klausel kann der Importeur die Logistik selbst organisieren, oft über ein deutsches Logistikunternehmen. Dies bietet klare Kostentransparenz, da der Importeur ein verbindliches Angebot des Spediteurs erhält und die gesamte Kommunikation über einen Ansprechpartner in Deutschland abwickeln kann.

F-Klauseln (FCA, FAS, FOB): Diese Klauseln bieten den Vorteil, dass der Importeur die Kontrolle über den Haupttransport übernimmt, sobald die Ware vom Verkäufer an den Frachtführer übergeben wurde. Auch hier kann ein deutsches Logistikunternehmen die Koordination übernehmen, was die Kommunikation erleichtert und versteckte Kosten vermeidet, die durch ausländische Frachtführer bei den C und D – Klauseln entstehen könnten.

Vermeidung von versteckten Kosten bei C-Klauseln

C-Klauseln (CPT, CIP, CFR, CIF): Obwohl der Verkäufer hier die Haupttransportkosten übernimmt, können zusätzliche Gebühren durch ausländische Frachtführer anfallen, die nicht immer transparent sind. Kleinere Unternehmen profitieren oft davon, die Logistik selbst zu organisieren, um diese zusätzlichen Kosten zu vermeiden und eine bessere Kontrolle über den gesamten Prozess zu haben.

Zollabfertigung und D-Klauseln

D-Klauseln (DAP, DPU, DDP): Diese Klauseln sind zwar für kleinere Unternehmen einfacher, da der Verkäufer die meisten Risiken und Kosten bis zum Bestimmungsort übernimmt, bergen aber Gefahren bei der Zollabfertigung. Viele Importeure gehen fälschlicherweise davon aus, dass der Verkäufer auch die Zollabwicklung vollständig übernimmt. In der Realität muss der Importeur jedoch eine EORI-Nummer (Economic Operator Registration and Identification) besitzen und die Zolltarifnummer sowie eine detaillierte Warenbeschreibung bereitstellen. Dies erfordert ein gewisses Maß an Eigeninitiative und Wissen über Zollverfahren.

Vergleich der Gesamtkosten

Auch wenn D-Klauseln zunächst einfacher erscheinen, können sie zu höheren Warenpreisen führen, da der Verkäufer alle Risiken und Kosten einkalkuliert. Ein detaillierter Vergleich der Kosten für verschiedene Incoterms lohnt sich, selbst wenn dies bedeutet, dass der Importeur sich Wissen über alle Klauseln aneignen muss. Langfristig können dadurch erhebliche Kosten gespart werden.

Fazit zu den Incoterms

Incoterms sind ein unverzichtbares Werkzeug im internationalen Handel, das Klarheit und Sicherheit schafft. Sie regeln die Verantwortlichkeiten und Risiken von Käufern und Verkäufern und tragen dazu bei, Missverständnisse und Streitigkeiten zu vermeiden. Die richtige Wahl der Incoterms kann den Erfolg eines internationalen Geschäfts erheblich beeinflussen, indem sie die Kosten und Risiken klar verteilt und die administrativen Anforderungen festlegt.

Mit den Incoterms 2020 hat die Internationale Handelskammer erneut bewiesen, dass sie in der Lage ist, sich an die sich wandelnden Bedürfnisse der globalen Wirtschaft anzupassen. Durch das Verständnis und die Anwendung dieser Handelsbedingungen können Unternehmen sicherstellen, dass ihre internationalen Transaktionen reibungslos und effizient verlaufen.